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August 2016: Ankunft in Moshi
Spektakulärer Landeanflug bei Sonnenaufgang auf den steilen Vulkankegel des Kilimanjaro. Glücklicherweise ist mein Fahrrad heil angekommen. Beim Einchecken in unser einfaches Hostel in Moshi lerne ich die Mitreisende Gaby kennen. Nach einer kurzen kalten Dusche gehe ich mit Gaby frühstücken im Cafe Kilimanjaro. Im schattigen tropischen Innenhof lässt es sich gut aushalten.
Gaby hat auch schon einige Touren bei Michaels Frankes Unternehmen „Afrika erleben“ gemacht, und sie erzählt von ihren Erlebnissen in Madagaskar. Anschließend machen wir einen kleinen Stadtbummel durch Moshi. Der Zentralmarkt wirkt überraschend sauber und gut sortiert. Die Fleischer arbeiten hier sogar in sauber gekachelten Räumen, und es gibt funktionierende Kühltheken. Über eine unbefestigte Nebenstraße laufen wir zu einem lokalen Markt. Hier verändert sich das Bild rasch, und es geht deutlich wuseliger und authentischer ab. Frauen in bunt gemusterten Wickeltüchern bieten auf Decken ihre sauber aufgestappelten Waren an. Ein älterer Herr hat auf den Gepäckträger seines Fahrrads eine Schleifmaschine installiert. Nun sitzt er verkehrt herum auf dem Sattel und schleift fleißig Messer und Scheren. Wir bahnen uns unseren Weg durch das verwirrende Labyrinth aus aneinandergereihten Holzverschlägen. Babys schlafen seelenruhig auf Bergen von Orangen. Die Menschen sind freundlich und wenig aufdringlich. Etwas abseits in einem Hinterhof zerkleinern Männer Brennholz und bündeln dieses zu Paketen. Als Dank für ein Foto schenken wir den Holzarbeitern unsere neu erworbenen Orangen. Es folgt ein lautes Gelächter.
Im Anschluss nehmen wir auf einer Dachterrasse eine warme Cola zu uns und genießen die seichte Brise. Leider zeigt sich der Gipfel des Kilis heute nicht. Gaby erzählt von ihrer Tageswanderung an den Hängen des Berges am Vortag. Im Hotel treffen wir den Rest der Reisegruppe. Den Nachmittag verbringen wir im schattigen Innenhof des Cafes Kilimanjaro und gehen abends in ein Restaurant. Unser tansanischer Führer Abdul gibt uns einige Informationen zur Route.
Moshi - Nyumbaya Mungu (House of God) 75 km
Um 7.30 Uhr holt uns Jan mit dem Minibus ab und fährt uns zu einem einfachen Frühstücksrestaurant. Das Restaurant ist jede Nacht bis 5 Uhr eine der angesagtesten Tanzlocations der Stadt. Wer hätte das gedacht?! Rote Coca-Cola Plastikstühle so weit das Auge reicht. Nach dem Frühstück beladen wir die Räder und kaufen noch etwas Proviant ein.
Dann folgen wir für etwa 20 km einer Teerstraße aus der Stadt raus. Es geht vorbei an einer Allee voller leuchtend rot blühender Flammenbäume. Große Zuckerrohrplantagen. Nach etwa 25 km erreichen wir einen größeren Ort und trinken im Schatten eines weitausladenen Mangobaumes eine Cola und nehmen die Plastikstühle in Beschlag. Auf chinesischen Fahrrädern werden beeindruckende Warenberge transportiert.
In der Betriebskantine der Zuckerfabrik nehmen wir ein nahrhaftes Mittagessen (Reis mit Bohnen) zu uns. Die Fabrikarbeiter beobachten den plötzlichen Einfall der Gruppe weißer Radtouristen etwas skeptisch, freuen sich aber über die neuen Gesichter. Nach der Mittagspause verlassen wir die Asphaltsraße und biegen auf eine einfache sandige Piste ab. Immer wieder müssen wir schieben, da der Sand zu tief wird. Links uns rechts der Piste befinden sich kleine Massaidörfer. Kinder winken uns freundlich zu. Es ist extrem staubig und heiß.
Nach anstrengenden 15 km kommen wir an einem kleinen Shop vorbei und trinken unter dem wackeligen Wellblechvordach eine brühwarme Cola. Die freundlichen Massaikinder umringen uns neugierig, und ein uralt aussehender Massai kommt dazu und begrüßt uns freundlich. Nach einem kleinen Plausch verabschieden wir uns und folgen weiter der winzigen Piste, die sich kreuz und quer durch die trockene Halbwüstenlandschaft windet. Gewaltige Baobabs und stachelige Schirmakazien säumen die Strecke. Kaum ein Auto verliert sich auf diese schwer zugängliche Sandpiste.
Allmählich wird der Untergrund steiniger, und wir erreichen die Ausläufer eines Sees. Menschen waschen ihre Kleidung in dem seichten Uferwasser. Die Piste folgt nun einer weiten ebenen Graslandschaft im Uferbereich. Viehherden werden von jungen Massais getrieben. Unsere Gruppe durchquert einen Seitenarm des Sees, und einige Kinder aus einem nahegelegen Dorf helfen uns die schwer bepackten Räder die steile Böschung hinaufzuschieben. Gegen 18 Uhr begleitet uns ein wunderschöner farbenfroher Sonnenuntergang über der weiten Savannenlandschaft. Innerhalb weniger Minuten wird es stockfinster, und wir verlieren jegliche Orientierung in der weiten Buschlandschaft. Ein weiter und unglaublich intensiver Sternenhimmel beginnt über uns zu leuchten. Glücklicherweise hilft uns ein Motorradfahrer, den richtigen Pfad zu finden, und so erreichen wir gegen 20.30 Uhr endlich den stockfinsteren Ort. Die einfache Unterkunft zeigt sich authentisch ostafrikanisch. Die winzigen Zimmer besitzen ein einfaches Holzbettgestell mit einer extrem durchgelegenen Matratze. Glücklicherweise gibt es jedoch fließendes kaltes Wasser, und wir können den rotbraunen Lateritstaub von unseren Beinen waschen. Zum Abendessen organisiert Abdul, unser tansanischer Reiseführer, Kartoffelomelett aus der Plastiktüte. Dazu gibt es kaltes Safari-Bier!
Nyumbaya – Same 40 km
Nach frühmorgendlicher Fahrradschlauchpflege radeln wir zurück ins Dorf und kehren zum Frühstück ein. Rote Plastiktischdecken und rote Plastikstühle. Wir bekommen frisches Chapati und frisch frittierte Mutzen serviert
Danach radeln wir zurück zum Hotel und verladen die Räder auf die viel zu kleine Ladefläche eines alten Pickup-Trucks. Einige Räder müssen am Kotflügel des Trucks angebunden werden. Der Fahrer sorgt sich jedoch lautstark um den kaum noch vorhandenen Lack seines Fahrzeugs. „Welcome to Africa!!“ Schwer finden wir „Platz“ in dem heillos überladenen Minibus. Über eine holprige Schotterpiste fahren wir bis zur Kreuzung zur Hauptstraße nach Daressalam. Laute Reggaebeats begleiten die wilde Fahrt, ich bin fasziniert von den Vielfalt der Frisuren der Leute hier.
Beim Abladen der Räder werden wir von einer Gruppe junger Motorradfahrer genaustens beobachtet. Wir winken ihnen freundlich zu und genießen das Radeln auf dem glatten Asphalt. Links von uns zeigen sich die Ausläufer der Pare-Berge und rechts von uns immer wieder weite Ausblicke in die Steppenlandschaft. Schulkinder in Uniform winken uns vom Straßenrand freundlich zu. Mittags machen wir Halt in einem einfachen Straßenrestaurant und bekommen eine großzügige Portion Reis mit Bohnen serviert. Mir fällt auf, dass wir hier viel weniger bedrängt werden als auf der Radtour in Äthiopien. Ein älterer Mann erzählt mir, dass man im Dorf sehr dankbar für den Bau der Kirche durch die deutschen Siedler sei. Einige betrunkene Massais trinken billigen Gin aus Plastikbeuteln. Gegen 17 Uhr erreichen wir ein überraschend modernes Hotel. Zum Abendessen gibt es schmackhaftes Curry.
Same – Gonja 52 km
Kurz nach Sonnenaufgang versammeln wir uns am Frühstückstisch und essen Toast mit Marmelade, welche stark nach Plastik schmeckt, und Afri-Instant Kaffee. Um 7.30 Uhr verlassen wir die Asphaltstraße und radeln durch den Ort. Die Wolken hängen noch tief über den Berghängen. Eine hübsche Afrikanerin in einem leuchtend grünen Wickelkleid lehnt verträumt an die Wand ihres kleinen Shops und freut sich, uns zu sehen. Wir kaufen noch etwas Proviant bei ihr und biegen dann links ab in Richtung Berge.
Die Lateritspiste folgt einem abwechslungsreichen Auf und Ab. Mittags machen wir Pause in dem kleinen Ort Kiswani und essen Chapati. Es ist viel los, denn es ist Markttag. Frauen in bunten Kleidern tragen Waren in Richtung Markt. Pickup-Trucks werden mit tropischen Waren beladen. Nach dem Essen radeln wir weiter zum Marktplatz. Unsere Räder finden Platz im Schatten eines Baumes, und zwei Polizisten übernehmen gegen ein kleines Trinkgeld die fachmännische Bewachung.
Der Markt bietet eine Vielzahl an authentischen Eindrücken. Die Marktfrauen sitzen in bunten Kleidern auf dem Boden und haben ihre Waren ausgebreitet. Kinder laufen wild umher und spielen Fangen. Babies werden an der Brust gestillt. Überall wird gelacht und viel geklöhnt. Stark riechender getrockneter Fisch liegt in der prallen Mittagshitze. Die neusten afrikanischen Beats werden auf selbstgebrannten CDs angeboten.
Nach dem Rundgang kehren wir auf die Lateritpiste zurück. Links von uns liegt das Mkomazi Reservat und rechts die Bergkette der Pare-Berge. Wir überholen einen liegengebliebenen Reisebus. Die Fahrgäste warten seelenruhig in der prallen Sonne direkt neben dem Bus und winken uns freundlich zu. Ein beeindruckendes Beispiel für den ostafrikanischen Umgang mit Zeit, niemand scheint sich aufzuregen oder zu ärgern. Mächtige knorrige Baobabbäume säumen die rotbraune karge und trockene Lateritlandschaft. Es geht vorbei an einer Ziegelbrennerei. Wir beobachten, wie die Arbeiter den roten Lateriststein zu Backsteinen formen und diesen dann in den Brennofen geben.
Immer wieder ziehen kleine Jungs auf überdimensionierten chinesischen Erwachsenenfahrrädern mit leuchtend gelben Wasserkanistern auf dem Gepäckträger an uns vorbei. Gegen 17 Uhr erreichen wir die Safari-Lodge. Sie liegt hoch über dem Reservat und bietet von der Terrasse aus einen atemberaubenden Blick über die weite Savannenlandschaft. Ein älterer Herr aus dem Dorf gesellt sich zu uns und erzählt von seinen drei Frauen und 26 Kindern. Den restlichen Abend verbringen wir auf der Terrasse, und Jens Hübner gibt uns einen Einführung in das Malen von Bäumen.
Gonja – Mnazi 65 km
Zum Frühstück gibt es heute zur Abwechslung Omlette und Afri-Kaffee. Anschließend kämpfen wir uns durch das morgendliche Gonya auf asphaltierter Strecke. Gelbe Wasserkanister werden befüllt und mit Fahrrädern und Motortaxis in alle nur erdenklichen Richtungen abtransportiert.
Wir fahren entlang einer bizarren Baobaballee, im Hintergrund eröffnen sich weite Sisalfelder. Bauern tragen ihre Spitzhacken lässig auf den Schultern und laufen in Gummistiefel zu ihren Feldern. Rechts von uns zeigen sich wieder die Ausläufer der Pare-Berge. Die Blätter der Palmen wehen seicht im Wind, und die Vegetation wird zunehmend grüner und tropischer.
In der Ferne ist der Kalmave See zu sehen. Die Asphaltstraße geht langsam in eine sandige Piste über, und wir schlängeln uns unseren Weg durch eine dornige Buschlandschaft. Tobias hat zwei Platten innerhalb von wenigen Minuten. Gegen 11 Uhr erreichen wir das Gelände einer kleinen Privatschule. Der Schulleiter bittet uns in sein Büro, und wir dürfen auf den durchgesessenen Sofas Platz nehmen. Der Direktor erzählt, dass der Schulbesuch 500 $ pro Jahr kostet. Für viele Familien ist dieser Betrag kaum bezahlbar. Im Anschluss besuchen wir eine Klasse, und die Kinder stehen in Reih und Glied, während der Schulleiter einen langatmigen Monolog über die Bedeutung von sportlicher Betätigung für die Charakterentwicklung hält. Fast fünfzig Paar neugierige Kinderaugen blicken derweil in unsere weißen Gesichter. Nach einer kurzen recht zurückhaltenden Fragerunde schwingen wir uns wieder auf die Räder und folgen ab jetzt einem Bewässerungskanal.
Riesige Erosionsrinnen im rotbraunen Lateritboden zeugen von periodisch starken Niederschlägen. Nach einigen Kilometern erreichen wir einen Dammweg. Rechts von uns zeigen sich weite Reisfelder. Der Wind ist angenehm frisch und spielt mit den Palmenblättern. In den Nassreisfeldern stehen die Leute bei der Reiseernte und staunen, als wir plötzlich an ihnen vorbeiradeln.
Mittags erreichen wir ein kleines, in der Steppe gelegenes Massaidorf aus einfachen Lehmhütten. Viele der Häuser sind notdürftig mit alten Plastiktüten überdeckt worden. Staub weht über den verlassenen Dorfplatz. Wir kehren in eine aus dünnen Ästen geflochtene Garküche ein und nehmen auf den schmalen Holzbänken Platz. Die Dorfbewohner staunen über den plötzlichen Überfall von uns weißen Radreisenden. Scharen von Kindern gruppieren sich um den Eingangsbereich der Hütte. Auf Plastiktellern serviert man uns eine riesige Portion Reis und Bohnen. Scharen von grünlichen Schmeißfliegen tanzen um unsere Köpfe. Hühner laufen wild umher und picken nach heruntergefallenen Reiskörnern.
Nach dem Mittagessen setzen wir unsere Fahrt auf einer herausfordernden Sandpiste fort. Ständig sind wir gezwungen abzusteigen und zu schieben. Dornenbusch soweit das Auge reicht. Nach etwa 40 km erreichen wir den Abzweig auf die Wellblechpiste, und ab hier geht es deutlich flotter voran. Am späten Nachmittag erreichen wir Mnazi und finden schnell das sehr einfache Mbutu Guest House. Das einfache Guesthouse liegt direkt gegenüber dem Busbahnhof und dient dazu, den gestrandeten Busreisenden ein notdürftiges Bett zur Verfügung zu stellen. Die winzigen Zimmern bieten außer einem klapprigen Bettgestell keinerlei Komfort. Im Schummerlicht einer Notbeleuchtung betrachte ich skeptisch die durchgelegene und stark verdreckte Matratze.
Glücklicherweise gibt es aber ausreichend Wasser in den Eimern der einzigen Latrine des Hauses, und wir können uns so den Staub vom Körper waschen. Den restlichen Nachmittag verbringen wir auf dem Innenhof des Guest Houses. Zum Abendessen kehren wir in eine der vielen Garküchen des Ortes ein. Plastikschüssel dominieren hier die Tischdekoration. Man serviert uns Kartoffelomelett mit Ketchup. Draußen laufen laute afrikanische Beats, und die Dorfbewohner sind in samstäglicher Feierstimmung. Leider finden die meisten von uns nur wenig Schlaf, da im Laufe der Nacht ständig neue Buspassagiere ankommen, Türen knallen und die sanitären Anlagen nutzen.
Mnazi – Mambo Cliff 10 km
Nach Chapati und süßem Ingwertee radeln wir zurück zum Abzweig zur Piste. Das Schild warnt: „Nur für Allradfahrzeuge“. Es geht querfeldein durch den Busch über eine extrem staubige Lateritpiste. Allmählich steigt die Piste an, und wir bekommen einen Eindruck von dem steilen Aufstieg in die Usambara Berge
Am Rande des Gebirges machen wir eine längere Pause und warten etwa eine Stunde auf die bestellten Jeeps. Wir Männer verladen die Räder auf die Dächer der Jeeps, und die weiblichen Mitreisenden unserer Gruppe beginnen den Marsch hinauf in die Berge. Dann rumpelt der Jeep langsam den Berg hinauf. 20 Prozent Steigung und blanker Fels. Nach etwa 20 km erreichen wir eine einfache Teestube, wo wir Bananen und Teiggebäck bekommen. Es bietet sich ein wunderbarer weiter Ausblicke auf die auf den Bergkämmen liegenden Bergdörfer. Die Jeeps fahren uns weiter bis zum Mambocliff-Inn.
Dort beziehen wir geschmackvolle Bungalows mit einem beeindruckenden Ausblick auf die fast 1000 m senkrecht abfallend blanke Felswand. Etwa 1000 Meter unter uns befindet sich die unendlich weite Savannenlandschaft. „Simply Breathtaking!“ Der weite Blick lässt uns die zurückgelegte Strecke der letzten Tage bestaunen. Abends macht sich die Höhenlage bemerkbar, und wir sind froh über das wärmende Lagerfeuer. Die Anlage verfügt nur über Solarstrom, und daher dürfen wir das Abendessen bei Kerzenschein zu uns nehmen.
Ruhetag Mambo Cliff
Es ist unangenehm kühl am Morgen aber der Ausblick erinnert an Bilder von Caspar David Friedrich. Einzelne Felsteile ragen aus dem Wolkenmeer heraus. Nach dem Frühstück gibt Jens einen Einstieg in das Zeichnen von Menschen und Figuren. Nachmittags erkunde ich gemeinsam mit Martin die kleinen steilen Wanderwege entlang der Abbruchkante. Auf den schmalen abschüssigen Wegen treffen wir immer wieder auf neugierige Kinderhorden, die Feuerholz transportieren.
Mambo - Malindi 30 km
Gegen 9:30 Uhr verlassen wir die Unterkunft bei Nieselregen und bahnen uns den Weg durch den dichten Nebel. Nach etwa fünf Kilometern lässt der Regen nach. Es folgt eine abwechslungsreiche Strecke durch die Berge.
Weite Teile der natürlichen Vegetation wurden zur Brennholzgewinnung abgeholzt und durch monotone Eukalyptuswälder ersetzt. Frauen in bunten Wickelröcken tragen riesige Bündel Feuerholz auf dem Kopf. Die Strecke folgt einem ständigen Auf und Ab, und in regelmäßigen Abständen zeigen sich imposante Ausblicke auf die agrarwirstchaftlich intensiv genutzte Terrassenlandschaft. Es fällt auf, dass die Menschen hier nur ein geringes Spektrum an Nutzpflanzen anbauen.
Schulkinder laufen neben uns her und schieben uns die steilen Anstiege hinauf. Jens hat einen Speichenbruch an seinem voll gefederten High-Tech Rad und repariert diesen jedoch in einem beeindruckenden Tempo am Straßenrand. Endlich kommt sein mitgebrachter Dreibeinhocker zum Einsatz!
Zum Mittagessen kehren wir in ein einfaches Dorfrestaurant ein. Die etwa 12 Quadratmeter große Holzhütte mit Lehmfußboden bietet leider nicht genügend Platz für uns neun Reisende. Schnell ist die Plastikstuhlgarnitur nach draußen gebracht, und die neugierigen Schulkinder freuen sich über die neuen Besucher. Mittlerweile ist der Himmel langsam aufgerissen, und die Zenitalsonne brennt gnadenlos auf uns nieder. Zum Nachtisch bekommen wir noch eine saftige und süße Papaya serviert. Nach weiteren 10 km erreichen wir den kleinen Ort Malindi, wo wir im Papa Moze Village unterkommen. Die einfachen Zimmer bieten sogar fließend heißes Wasser. Im Garten zeigt der Chef uns die Sensation des Hauses: Eine alte Riesenschildkröte! Das Abendessen nehmen wir in einer neu errichteten Holzhütte aus Eukalyptusbrettern ein. Wir freuen uns über die zwei kleinen Holzöfen, die wenigstens ein wenig Wärme in der kühlen Höhenluft spenden.
Malindi - Lushoto 30 km
Nach dem Aufstehen suchen wir die ersten wärmenden Sonnenstrahlen im Innenhof des Gasthauses. Zum Frühstück gibt es knusprige ofenfrische Chapatis mit Marmelade. Um halb zehn strampeln wir einen etwa 10 km langen Anstieg hinauf. An der Passhöhe wechselt schlagartig die Vegetation, und uns erwartet ein karger Rest der ursprünglich üppigen Tropenwaldvegetation der Usambara Berge. Es folgt eine rauschende Abfahrt durch dichtes sattes Grün. Arbeiter sind bei der Teeernte in der Plantage. Eine Gruppe Jungs auf klapprigen chinesischen Fahrrädern überholt uns mit gigantischen Bündeln Zuckerrohr auf den Gepäckträgern. Immer wieder erhaschen wir weite Blicke auf die imposanten tropischen Berghänge
Nach etwa 25 km zeigt sich der erste Ausblick auf die alte Kolonialstadt Lushoto (ehemals Wilhelmstal) Die weiße Kirche dominiert die tief im Tal liegende Kleinstadt. Hier war also der bevorzugte Aufenthaltsort der deutschen Kolonialisten. Das gemäßigte Höhenklima entsprach wohl eher den Ansprüchen der deutschen Siedler als das heiße Steppenklima des ostafrikansichen Tieflandes. Die Stadt folgte dem Vorbildern der britischen „Hill Towns“ auf dem indischen Subkontinent. Ursprünglich sollte hier die Hauptstadt Deutsch-Ostafrikas entstehen.
Erfreulicherweise ist die Straße mittlerweile sogar asphaltiert, und wir genießen die flotte Abfahrt. Unsere Unterkunft Kakakuona Lodge bietet überraschend komfortable Zimmer. Hinter dem Gebäude befindet sich ein großzügige gepflegter tropischer Garten mit Fischteichen. Auf einem kleinen Spaziergang durch den Ort besuchen wir den alten deutschen Friedhof und die Gräber der alten deutschen Kolonialisten. Das Backsteingebäude der Post erinnert uns an deutsche Regionalbahnhöfe aus früheren Zeiten. Eine Sträflingskolonie wird gerade von einem Wärter aus dem lokalen Gefängnis zum Müllaufsammeln abkommandiert.
Nach einem guten Cappuccino bei Mama Mia nehmen wir uns ein Taxi zum Irente Viewpoint. Am Aussichtspunkt geht es ohne Vorwarnung schnurgerade etwa 1000 Meter in die Tiefe. Eine Art Absturzgitter oder Warnschild ist hier komplett Fehlanzeige! „ Welcome to Africa!“ Dafür gibt es aber einen atemberaubenden Fernblick in die weite Savannenlandschaft. Greifvögel schweben in der Thermik über den steilen Felswänden. Unser Fahrer David erzählt von einem Besuch in Deutschland im Rahmen eines Kirchenaustausches. Er erzählt von den ordentlich geplanten deutschen Großstädten und den zurückhaltenden und verschlossenen Menschen in Deutschland. Im Anschluss ruft er uns ein Buda-Buda (Motorradtaxi), das uns eine Flasche süßen Weißwein aus den Usambara-Bergen zur Steilkante bringt. Die untergehende Sonne taucht die unter uns liegende Savannenlandschaft in die unterschiedlichsten Rot- und Orangetöne. Zum Abendessen gibt es Pfefferschnitzel mit Kartoffelpüree.
Lushoto – Müller's Lodge (13 km)
Den Morgen verbringen wir in der Kleinstadt und besuchen den lokalen Markt. Berge von Altkleidern und Schuhen werden angeboten. Hier landen also die ursprünglich gespendeten Kleidungsstücke unserer westlichen Überflussgesellschaft. Wir folgen dem Wirrwarr aus kleinen Gassen durch den Gemüsemarkt. Einfache Plastikplanen schützen die Holzstände vor der unbarmherzigen Tropenssonne. Überall liegt der beißende Rauch der Köhlereien in der Luft. Die komplett in Kohlestaub bedeckten Arbeiter stochern regelmäßig in den Kohlefeuern herum und kontrollieren den Inkohlungsvorgang.
Nach dem Mittagessen schwingen wir uns wieder auf die Räder und kämpfen uns sieben Kilometer zurück den Berg hinauf zur Kreuzung. Schnell erreichen wir das leuchtend grüne Jägertal. Kiefernwald begleitet den kleinen Bachlauf. Assoziationen einer deutschen Mittelgebirgslandschaft werden in uns geweckt. Einige alte deutsche Siedlerhäuser stehen am halben Hang.
Nach einem Abzweig erreichen wir nach einem weiteren Kilometer das weitläufige Gelände der Lodge. Der Hausherr ist z.Z verreist, und einer seiner muskolösen Rasta-Bodyguards empfängt uns im hellblauen Hawaiihemd mit frischgepresstem Erdbeersaft. Penibel gepflegter englischer Rasen umgibt das etwas in die Jahre gekommene Haupthaus. Der ehemals edele Holzparkettfußboden löst sich mittlerweile in seine Einzelteile auf. Nach einer Tasse Kaffee beziehen wir geschmackvoll eingerichtete Bungalows mit Ausblick auf die leuchtend grünen Weiden des Jägertals. Abends bekommen wir ein umfangreiches Buffet mit Suppe und Nudelgerichten serviert. Im Anschluss beziehen wir das gemütliche Kaminzimmer und holen uns beinahe eine Rauchvergiftung, da der mächtige Kamin leider nicht mehr richtig funktioniert.
Müller's Lodge – Mbelei – Bumbuli (45 km)
Nach einem ausgiebigen Frühstück verlassen wir die Lodge und radeln zurück zum Abzweig. Nach kurzer Zeit hat Kerstin einen Platten, den wir unter genauster Beobachtung der Dorfbevölkerung reparieren. Es folgt eine traumhafte Strecke durch eine leuchtend grüne tropische Agrarlandschaft.
Die Schotterstraße verläuft meistens auf einem Höhenzug und bietet tolle Fernblicke auf die umgebene Bergwelt. Zweimal queren wir einen kleinen Fluss und durchfahren kleine Sekundärwaldparzellen. Dorfbewohner waschen ihre Wäsche im Fluss und schleppen Bananenstauden und Brennholz. In den Dörfern fallen uns die hohen Anteile islamischer Bevölkerungsgruppen auf. Gegen Mittag erreichen wir das kleine Örtchen Bumbuli. Es liegt an der Kreuzung zweier Schotterpisten, und wir begeben uns auf die Suche nach einer Unterkunft.
Schiebend verlassen wir das Ortszentrum und folgen einem kleinen Pfad entlang einer Bananenplantage. Hühner laufen laut gackernd über den Weg. Nach einiger Zeit erreichen wir eine einfache Unterkunft, wo wir unsere Zimmer beziehen. Schon wieder keine Dusche?! Dafür habe ich heute den Luxus einer eigenen Latrine in meinem Zimmer. Zum Mittagessen bekommen wir ein Kartoffelomelett auf Plastiktellern serviert. Tobias und ich entscheiden uns im Anschluss für einen kleinen Verdauungsspaziergang durch den Ort.
Der Weg führt uns zum lokalen Fußballplatz, wo heute eine wichtiges Spiel zweier Schulmannschaften stattfindet. Wir folgen einem kleinen Pfad, der etwa 50 Meter oberhalb des Spielfeldes verläuft. Neben uns stehen etwa 50 Motorradtaxifahrer wie an einer Perlenkette aufgereit. Alle verfolgen konzentriert das Spiel. Neben dem Spielfeld stehen zwei Gruppen junger Mädel mit bunten Kopftüchern, die ihre Teams lautstark anfeuern. Ein Hirte treibt seine Ziegen ungestört über Teile des Spielfeldes. Kleine Jungs spielen mit alten Autoreifen, die sie über das Spielfeld jagen. Plötzlich fällt jedoch das erste Tor, und Tobias und ich können fast unseren Augen nicht mehr trauen. Wir beobachten ein Paradebeispiel für diese unbeschreibliche Energie der Menschen hier in Tansania. Der riesige Pulk von Mädels führt einen wohl studierten Tribal Dance auf und stürmt anschließend das Spielfeld. Jegliche Art der Intervention von seitens des Schiedsrichters wäre jetzt vollkommen zwecklos.
Nach einiger Zeit laufen wir weiter entlang des Tals und treffen auf eine Kirche. Eine ältere Dame winkt uns freundlich zu und bittet uns hereinzukommen, da gerade die Chorprobe läuft. Wir beobachten eine beeindruckende Performance. Die älteren Damen tanzen nach traditioneller Art und Weise und singen wunderschöne Gospelsongs. Die Bewegungen der Tänzerinnen zeigen die typischen Rhythmen der afrikanischen Feldarbeiterinnen. Der Chorleiter gibt auf einer Trommel den passenden Rhythmus wieder. Zum Schluss tanzen wir mit den Damen durch die Kirche und alle sind hellauf begeistert.
Auf dem Weg zurück zum Hostel kaufen wir noch ein paar Dinge für das morgige Frühstück, und plötzlich werden wir umringt von einer riesigen Horde von Fußballfans, die allesamt singen, tanzen und schreien. Unser Abendessen nehmen wir in einer einfachen Garküche im Ortszentrum ein. Reis mit Bohnen und Spinat. Zurück im Hostel nehmen wir Platz in der „Lobby“ und trinken noch ein Conjaki aus einem Plastikbeutel und Serengeti Bier. Plötzlich taucht die ältere Dame aus der Kirche auf und stellt uns ihren im feinen Jacket gekleideten Ehemann vor. Der rhetorisch gut geschulte Mann hat in England studiert und über 40 Jahre das Krankenhaus von Bambuli geleitet. Er selbst kennt Deutschland von einem Kirchenaufenthalt. In diesem Zusammenhang sei im jedoch aufgefallen, dass einigen der deutschen Kirchenleitern der Zugang zu den weltlichen Problemen wohl komplett verloren gegangen sei.
Bambuli – Mashewa (55 km)
Frühstück im Kneipenraum unseres Hostels. Im Frühstücksbereich sind wir mittlerweile größtenteils zur Selbstversorgung übergegangen. Auf Dauer wird das ewige Omlette dann doch etwas zu monton. Es gibt wunderbare Papaya, Chapti mit Marmelade und Erdnussbutter und zur Krönung Instantkaffee mit richtiger Milch.
Gegen 9 Uhr schieben wir unsere bepackten Räder durch das samstagmorgentliche Marktgeschehen. Die intensiv leuchtenden bunten Kleider der Marktfrauen kontrastieren schön mit dem rötlichen Lateritboden. Waren werden hin und her getragen, es herrscht eine ausgelassene Stimmung.
Anschließend folgen wir einem aussichtsreichen Höhenweg. Entlang der Straße kommen uns ständig Menschen mit Waren entgegen, die alle in Richtung des Marktes in Mashewa wollen. Einige der Frauen tragen sogar zwei Bündel (ca. 50 kg) grüne Bananenstauden auf dem Kopf. Permanent halten wir an und beobachten diese für uns so bizarree Szene. Immer wieder queren reißende Bäche die Höhenstraße, riesige mit Moos bewachsene Granitblöcke liegen an den steilen Berghängen. Es geht steiler bergauf, und wir erreichen die Ausläufer der letzten Reste des Primärwaldes. Einige Kilometer weiter kommen wir an hellgrünen Teeplantagen vorbei.
In einem kleinen hochgelegenen Dorf mit weitem Blick machen wir halt und lassen uns auf einer Wiese nieder. Jens nutzt die Pause zur Zeichnung eines Dorfjungen. Feldarbeiter in Gummistiefel kommen vorbei und grüßen uns freundlich. Nach der Pause geht es kontinuierlich abwärts, wir verlassen den Regenwald, und die Vegetation wird karger und trockener. Der schmale Lateritpfad bietet eine umwerfende Fernsicht auf die durch kleine Maisfelder parzellierten Steilhänge. Auf unserem Weg in die Tiefe überholen wir Rinder und Schafherden, die von Hirtenjungen getrieben werden. Blühende Mangobäume säumen den kleinen Pfad. Steiler und steiler geht es hinab, und der winzige Pfad fordert uns viel Geschick und Konzentration ab. Die Vegetation wird zunehmend trockener, und es zeigen sich Kakteen und Dornenbüsche. Die Bewohner leben hier in einfachen Lehm oder Holzhütten und scheinen hauptsächlich von der Viehwirtschaft zu leben. Freundlich werden wir empfangen und machen eine längere Pause, um uns mit den Leuten zu unterhalten.
Gegen 17 Uhr erreichen wir die kleine Stadt Mashewa und rollen auf den Innenhof unseres sehr einfachen Hostels. Durch eine Elephantiasis Erkrankung ist der rechte Fuß der Hotelbesitzerin stark angeschwollen. Nach einer einfachen Buschdusche freuen wir uns über ein warmes Bier im Innenhof. Schnell überrascht uns jedoch die Dunkelheit, und wir bahnen uns unseren Weg durch die kaum beleuchteten Pisten der Stadt. Viele Menschen sitzen in den nächtlichen Straßen und spielen Backgammon oder hören Musik. Beim Betreten einer einfachen Garküche fällt uns quasi ein lallender Massai in die Arme. Der dicke und stark verschwitzte Wirt macht uns flott einen der vielen Plastiktische frei. Glücklicherweise ist die Beleuchtung jedoch so schwach, dass wir kaum etwas über den genaueren Hygienezustand des Etablissements erkennen können. Die Gerüche versprechen jedoch nichts Gutes. Zur Feier des Tages bekommen wir eine Portion Reis mit Bohnen mit einem winzigen Stück zähem Rindfleisch. Leider verläuft die Nacht für mich eher unruhig, da vor meinem Fenster der Motor eines Minibusses repariert wird, und die gesamten Abgase in mein Zimmer gelangen.
Transfer von Mashewa – Muheza dann weiter mit dem Rad nach Pangani (42 km)
Um 6.30 Uhr stehen wir vor dem Innenhof unseres Hotels und beobachten, wie sich vor den Toren unseres Hotels ein großer Markt bildet. Schwer beladene Minibusse werden abgeladen und Radfahrer bringen riesige Berge an Waren heran. Auf bunten Decken liegen schon wohl sortierte Berge von Tomaten, Bananen und Karotten.
Nach einiger Zeit erscheint auch unserer Minibus, und wir befestigen unsere Räder auf dem Dach des Busses. Im Anschluss fahren wir entlang der Ausläufer der Usambara Berge und blicken auf die weiten, noch von Nebelschwaden durchzogenen Reisfelder. Nach etwa zwei Stunden erreichen wir Muheza und laden vor einem Restaurant unsere Sachen ab. Bevor wir uns auf den Weg machen, feiern wir Tobias' Geburtstag. Abdul hat sogar eine leuchtend grünlich verzierte Geburtstagstorte organisiert.
Anschließend satteln wir auf und nehmen den Abzweig nach Pangani. Schnell wird uns klar, dass das Klima hier deutlich schwüler und heißer ist als in den Höhen der Usambara Berge. Die Strecke verläuft vorbei an kleinen Dörfern bestehend aus einfachen Holz oder Lehmhütten, die häufig unter Palmenhainen liegen. Die Kinder sind begeistert und rufen uns freundlich zu. Tobias spielt unter einem Holzverschlag mit einem Jugendlichen eine Runde Backgammon aus alten Coca-Cola Kronkorken . Am Nachmittag erreichen wir Pangani. Entlang der Hauptstraße befinden sich noch einige stark marodierte Kolonialbauten. Unser Hotel Safari Lodge bietet komfortable Zimmer mit fließendem Wasser und Ventilator! Im Anschluss laufen wir entlang der Flussmündung in Richtung Ozean. Die typischen Segelboote, die Dhaus, laufen gerade ein. In den Seitenstraßen der Innenstadt finden sich noch einige schöne alte Kolonialgebäude, die im untergehenden Sonnenlicht einen Charme des Maroden versprühen. Die Verzierungen und Fensterformen zeigen die Mischung von indisch-arabischen Einflüssen der Region. Unser Abendessen nehmen wir unter dem weiten palmengedeckten Dach eines Strandrestaurants ein und lauschen der tosenden Brandung des indischen Ozeans.
Boottransfer nach Nungwi (Sansibar)
Am Strand erwarten uns zwei kleine Fischerboote. Glücklicherweise scheint der Indische Ozean heute Morgen eher ruhig gestimmt zu sein. Wir genießen die überraschend ruhige Überfahrt, und der Fahrtwind ist angenehm kühl.
Nach etwa zwei Stunden zeigt sich die Strandlinie von Nungwi am Horizont. Das kristallklare Wasser leuchtet in den unterschiedlichsten Türkistönen. Wir klettern aus unseren Booten und betreten plötzlich die Welt eines Hochglanz Urlaubskatalogs. Vor wenigen Stunden waren wir noch im authentischen Ostafrika, und jetzt stehen wir im Badeparadies von Neckermann. Touristenführer stürzen auf uns zu: „Do you need a room? Do you need a guide?“. Auffallend viele traditionell gekleidete Massai laufen am Strand auf und ab. Jens erklärt uns, dass die jungen attraktiven Massaimänner hier oft ihre Dienste an liebesbedürftige Europäerinnen verkaufen würden.
Wir schieben unsere bepackten Räder durch den feinen Korallensand, während die Sonne erbarmungslos auf uns niederbrennt. Wie erwartet befindet sich unsere Unterkunft nicht direkt am Strand, und wir laufen durch die Gassen eines kleinen Souvenirmarktes. Afrikakitsch in allen Farben und Formen! Nach einiger Zeit erreichen wir unser einfaches Guesthouse. Glücklicherweise gibt es aber funktionierende Ventilatoren und einen großen Innenhof. Unser Mittagessen nehmen wir in einer Strandbar zu uns. Die Speisekarte zeigt die Präferenzen der westlichen Touristen.
Nach dem Mittagessen schmuggle ich mich in den Poolbereich eines Luxushotels und verbringe eine entspannte Siesta auf einer der Liegen. Abends führt uns Abdul zu einem italienischen Strandrestaurant. Die Tische stehen direkt auf dem weißen Korallenstrand, und wir genießen einen farbintensiven Bilderbuch-Sonnenuntergang. Zum Abendessen gibt es frischen Thunfisch mit Serengeti Bier!
Nungwi – Pongwe (50 km)
Morgens bekommen wir ein überraschend reichhaltiges Frühstück mit frischen Früchten und sogar Kaffee. Um 9 Uhr sitzen wir auf dem Sattel und radeln durch den traditionellen Ortskern von Nungwi. Was für ein krasser Kontrast zu den Strandresorts! Ärmlichste Holzhütten dominieren das Straßenbild.
Schon jetzt zeigt das Thermometer über 35 Grad, und die Luft ist wassergesättigt. Wir erreichen die Teerstraße und genießen das schnelle Vorankommen. Immer wieder unterbrechen wir unsere Fahrt, da heftige tropische Niederschläge die Straße kurzzeitig überfluten. Unter einem einfachen Unterstand beobachten wir die tosenden Niederschlagsmassen. Jens nutzt die Pause, um die tropische Atmosphäre in einer Skizze festzuhalten.
Nach 30 km biegen wir in Richtung Ostküste ab und durchqueren das hügelige Inselinnere. Leider haben wir ab jetzt recht starken Gegenwind. Gegen 13 Uhr macht sich bei uns ein Hungergefühl breit, und wir entschließen uns in ein Straßenrestaurant einzukehren. Jens fragt die Küchenchefin (die Mama), ob es möglich sei, ein Mittagessen für uns zuzubereiten. Sie sichert uns zu, dass dies kein Problem und das Essen in etwa 20 Minuten fertig wäre. Mal wieder lernen wir den Unterschied zwischen verschiedenen Zeitkulturen kennen. (Afrikanisches Sprichwort „Ihr habt die Uhren wir haben die Zeit!“) Nach etwa 2,5 Stunden wird dann endlich das Omelett mit frischen Pommes serviert. Abdul kommentiert derweil, dass es immer besser wäre, länger auf das Essen zu warten, denn dann würde dies meistens auch besser schmecken.
Gegen 15.30 Uhr radeln wir auf der schnurgeraden Straße weiter. Links von uns befinden sich die endlosen Mauern der Standresorts, rechts von uns trockene montone Buschvegetation. Dann endlich erreichen wir den Abzweig zur Queen Sheeba Lodge. Martin und ich beziehen einen aus Palmen gedeckten Bungalow mit Blick auf den türkisblauen indischen Ozean. Sofort springen wir in den Pool und beobachten, wie die Flut das Meerwasser gegen das Kliff schleudert. Vom weiten Sandstrand ist z.Z nichts mehr zu sehen. Den restlichen Nachmittag verbringe ich in der Hängematte mit frischem Maracujasaft. Zum Abendessen gibt es Garnelen in Currysauce mit Kartoffelpüree.
Pongwe – Stonetown (45 km)
Nach dem Frühstück mit Meerblick warten wir noch einen kurzen Schauer ab. Wir fahren weiter entlang der Ostküstenstraße, biegen jedoch nach einigen Kilometern nach Westen ab. Auf einem kleinen sandigen Pfad geht es durch die karge Strauchvegetation. Immer wieder kommen uns Leute auf chinesischen Fahrrädern entgegen. Sie scheinen etwas irritiert durch den ungewohnten Anblick so vieler weißer Radler.
Erleichtert erreichen wir das Freddy Mercury Restaurant am Hafen. Auf der schattigen Terrasse genießen wir eine kalte Cola und beobachten das Ausladen der Fähre aus Daressalam. Nach der kurzen Verschnaufpause radeln wir durch die schmalen Gassen der Altstadt und erreichen schnell unser Homestay. Ein entspannter Rastafari öffnet uns die prunkvoll verzierte Eingangstür und bittet uns hinein. Es geht hinauf in den dritten Stock, wo wir unsere einfachen, aber sauberen Zimmer beziehen. Es gibt sogar fließendes Wasser!
Nachmittags gehen wir in das Zansibar Coffee House und genießen wunderbar frischen Cappuccino und selbstgemachten Kuchen. Danach schlendern wir durch die engen Gassen der Altstadt, die seit 2000 UNESCO Weltkulturerbe ist. Die Architektur zeigt hier wirklich einen interessanten Stilmix aus indischen und arabischen Elementen. Die aus Korallenstein gebauten Häuser zeigen jedoch mittlerweile erhebliche Verwitterungserscheinungen. Alles versprüht eine charmant marode Atmosphäre. Schöne alte Holzbalkone und mächtige Swahilitüren als Schutz vor Kriegselefantenangriffen zieren die alten Herrenhäuser.
Am Altstadtrand kommen wir an dem 1883 erbauten, strahlend weißen House of Wonders vorbei. Das imposante Gebäude wird von Eisensäulen und ausladenden Veranden eingerahmt. Der hohe Uhrenturm ist das höchste Gebäude der Alstadt. Leider können wir das im Gebäude befindliche Museum z.Z nicht besuchen, da es eine längere Umbaumaßnahme gibt. Abends essen wir im Mercury Restaurant und besuchen anschließend noch den Forodhani-Market. Für Touristen werden hier einige Streetfood Spezialitäten angeboten. Uns kann der Market jedoch nicht wirklich überzeugen.
Stadtbesichtigung Stonetown
Unser Gastgeber bereitet uns ein leckeres Frühstück mit Chapati und Omlette zu. Im Anschluss laufen wir durch die morgendlichen Gassen von Stonetown. Wir besuchen den alten Sultanspalast und lernen einiges über die Geschichte von Stonetown kennen.
Den restlichen Vormittag verbringen wir auf dem Fischmarkt der Stadt. Es herrscht Ebbe, und die Fischer sitzen im Schatten der auf dem trockenen liegenden Boote. Auf dem matschigen Boden liegen verstreute Fischreste herum. Alles stinkt nach Fisch. Blutverschmierte Verkäufer zerkleinern ihre frische Ware in der sengenden Mittagssonne.
In den alten Markthallen werden Waren aller Art angeboten. Zum Mittagessen besuchen wir eine Dachterrasse eines Hotels. Hier bietet sich uns ein spektakulärer Blick über die Dachlandschaft von Stonetown und auf den indischen Ozean. Nach dem Mittagessen verabschieden Gaby und ich uns von den anderen Reiseteilnehmern und fahren zum Flughafen. Dort verpacken wir unsere Räder. Über Addis fliegen wir zurück nach Frankfurt.
Gesamtstrecke ca. 550 km.